München und das Bier

Bereits im 13. Jh. begann sich in München eine Art Braugewerbe zu bilden. Der Herzog verlieh reichen Münchner Familien ein Braulehen, daß diese in nebenberuflicher Ausübung eher zu Prestigezwecken nutzten. Der 13. Brauherr war Herzog Ludwig der Strenge, der eine Bräustatt errichten ließ, die Keimzelle des späteren Hofbräuhauses.
Ende des 14. Jh. waren 21 Brauer damit beschäftigt. 11.000 Einwohner ausreichend mit Bier zu versorgen. Einer von ihnen war ein Mann namens Seidl-Vaterstätter, der gegenüber des alten Franziskanerklosters braute, daher den auch heute noch bekannten Namen "Franziskaner Bräu" erhielt und diese zur ältesten noch erhaltenen Münchner Brauerei machte. Da nicht ausreichend Bier produziert wurde, erlaubte Herzog Stephan II. jedem, der über die 6 Gulden Gebühr verfügte, Bier zu brauen und zu verkaufen. Das Recht sich Bier zum Eigenverzehr zu brauen hatte jedermann ohnehin besessen.
Zu Beginn des 15. Jh., in einer Zeit in der die Münchner wegen zu hoher Steuern gegen die Patrizier revoltierte, waren auch die noch verbliebenen vier Brauer des öfteren Grund des Volkeszorn. Sie mengtem dem Bier Pottasche bei um den Durst zu steigern oder setzten Fischkörner, Mohnsaft oder Galle zu, um den Alkoholgehalt und die berauschende Wirkung zu erhöhen.
So kam es, daß sich schon 1420 seitens des Magistrats der Stadt und des Herzogs um die Qualität des Bieres gekümmert wurde und die ersten Gebote zur Herstellung von Bier erlassen wurden.
1516 wurde von den Herzögen Wilhelm IV. und Ludwig X. das weltberühmte bayrische Reinheitsgebot erlassen, daß den Brauern ausschließlich die Verwendung von Gerste, Hopfen, Malz und Wasser erlaubt. Damit dies auch eingehalten wurde, gab es Beauftragte des Herzogs, die 2-3 mal wöchentlich Qualitätskontrollen durchführten.
Ab dem Jahre 1553 durfte nur noch zwischen Oktober und März gebraut werden, es gab daher ein untergäriges Winterbier, bei dem die Kühle der Jahreszeit dem Prozeß entgegenkam und ein Sommerbier(auch Märzenbier genannt), welches man zur besseren Haltbarkeit mit mehr Hopfen versah.
Kaiser Karl V. führte 1543 erstmals eine Biersteuer ein, was sein übriges dazu beitrug, daß der ewig zu hohe Bierpreis in aller Munde war. Bier war damals nicht gerade billig, so mußte beispielsweise ein Tagelöhner ein Drittel seines Tagesverdienstes berappen, um sich eine Maß Bier leisten zu können.
Weißbier, das im 16. Jh. wegen seines guten Geschmacks immer beliebter wurde , entwickelte sich zum Konkurrenten des Braunbiers, allerdings nur so lange, bis Kurfürst Maximilian 1602 allen Brauern Bayerns das Weißbierbrauen verbot und dies nur noch dem Hof gestattet war. Das gleiche machte er auch, als es dem neugegründeten Hofbräuhaus gelang, dem hervorragenden Einbeckher Bier(Bockbier) geschmacklich nahe zu kommen.
Als 1681 in München einmal das Bier ausging, kam man in den Genuß des auf Flössen auf der Isar herbeigebrachten Tölzer Bieres. Ein gutes Bier, nicht zu vergleichen aber mit der damals am besten ausgeprägten Braukunst der Klostermönche. Da waren zum einen die Augustiner und zum anderen die 1622 nach München gekommenen Paulaner. Den Paulanermönchen war nur erlaubt sich von Gemüse, Fisch und Mehlspeisen zu ernähren, zusätzlich dazu kamen auch noch die häufigen Fastenzeiten. Da bot es sich förmlich an, ein kräftigeres Bier zu brauen. Es war von Anfang an sehr beliebt, das offizielle Schankrecht wurde ihnen aber erst 1780 verliehen.
Im 18. Jh. entwickelte sich das Bier endgültig zu einem Lebensmittel, es stand in der Bedeutung für die Ernährung gleich neben Brot oder Kartoffeln. Ende des Jahrhunderts, zur Zeit des Kurfürsten Karl Theodorsm fielen einige wichtige Entscheidungen zum Thema Bier. Da wurde zum einen das Weißbierbrauen wieder für alle Brauer erlaubt, zum anderen begann man das Bier in Flaschen abzufüllen. In dieser Zeit war auch die Geburtsstunde der Biergärten, da die bisherigen Bierkeller für die stark wachsende Bevölkerung nicht mehr groß genug waren. Es wuren Bierlagerkeller angelegt, auf denen man zur Kühlung schattenspendende Kastanien anpflanzte. Es wurde den Brauern zwar erlaubt Bier dort auszuschenken, das Essen dazu mußte aber selbst mitgebracht werden.
Mit dem Beginn der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde auch das Paulanerkloster aufgelöst. Franz Xaver Zacherl, einn gelernter Koch geht nach seiner Heirat in die Biersiederlehre und kauft 1813 den Paulanerbräu auf. Ein anderer Münchner Jungbräu war Joseph Pschorr. Auch er lernte das Biersiederhandwerk und hielt dann Ausschau nach einer passenden Braut aus einer Brauereifamilie. Er fand 1793 Therese Hacker und war von da an der "hackerbräu". Da die alten Gesetze wie das Exportverbot und das Sommerbräuverbot immer mehr aufgehoben wurden, kam es bald nur noch darauf an gutes und günstiges Bier zu brauen, was Pschorr am besten von allen seiner Generation gelang. Der dritte Großbrauer war Gabriel Sedlmayr, der in guter Stellung beim königlichen Hofbräuhaus war bevor er sich entschied selbsständig zu werden. Er kaufte die heruntergekommene Brauerei zum Oberspaten auf, investierte sein ganzes Vermögen und machte Schulden, doch es sollte sich lohnen. Aus seiner Arbeit sollte später der Großbetrieb der Spaten-Franziskanerbrauerei entstehen.
Ein weiterer Brauer aus dieser Zeit war Georg Brey, der lange als erster Brauknecht für andere tätig war, ehe auch er den Weg der Heirat zur eigenen Brauerei einschlug. Er erwarb eine alte kleine Brauerei in der Löwengrube und schuf aus diesem mit dem Pioniergeist des Industriezeitalters die Basis für die heutige Löwenbrauerei.
Die einzige Frau im Kreis der ersten Münchner Großbrauer war Maria Theresia Wagner. Sie begann ihre Karriere zunächst mit dem Kauf einen kleienn Brauerei in Freising, als im zuge der Säkularisation die Augustinerbrauerei zu erstehen war, schlug die gewiefte Geschäftsfrau zu. Ihr Mann Toni verstarb recht jung, und so lag es an ihr mit ihrem ausgeprägten Geschäftssinn aus der kleinen Mönchsbrauerei eine angesehene Großbrauerei zu gestalten.
Am 2. Oktober 1810, 10 Tage vor der bevorstehenden Hochzeit des Kromprinzen Ludwig, dem späteren König Ludwig dem I. mit seiner frau Therese von Sachsen-Hildburghausen, trug der Unteroffizier Baumgartner seinem Major Dall´Armi den Vorschlag vor, zu Ehren des Festes ein Pferderennen zu veranstalten. Die Idee gefiel dem Major genausogut wie auch dem König Max I., so daß es am 12, Oktober zum Bestandteil der Hochzeitsfeierlichkeiten wurde. Bemerkenswert ist hierbei, daß nichtkirchliche Volksfeste in Bayern bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt waren, die Geistlichkeit und die srengen Moralvorstellungen sprachen dagegen. Dem König gefiel die von Dall´Armi organisierte Veranstaltung auf der nach der Prinzessin benannten Theresienwiese so gut, daß er gleich die Wiederholung bis in alle Ewigkeit erlaubte. Im Jahr darauf kam auch die Landwirtschaftsausstellung hinzu, Den erste Bierausschank gab es jedoch erst 1815. Ab 1820 waren auch die erstea Schausteller vertreten, zwei Karusells, eine Schiffschaukel und eine Kegelbahn waren damals die Attraktionen.
Im Jahre 1835 kamen erstmals 100.000 Besucher, die insgesamt 240.000 Maß Bier konsumierten. 1829 wurde erstmals eine Wochenzeitschrift publiziet, die sich ausschließlich mit dem Thema Bier beschäftigte.
Die Münchner waren seit jeher davon überzeugt, daß der Bierpreis zu hoch ist und die Qualität zu schlecht. Als im Jahre 1844 aufgrund von Rohstoffverteuerungen der Bierpreis von 6 Kreuzer auf 6,5 Kreuzer erhöht wurde, führte dies sogar zu einer Revolution. Das Volk stürmte die Brauereibesitztümer und zerstörte nahezu alles was nicht niet- und nagelfest war. Vier Tage lang währte diese Aggression gegen die Brauer, doch als diese dann den Preis wieder reduzierten kamen die Massen wieder zur Ruhe.